Wanderung auf dem Harzer Grenzweg, Herbst 2015

Kenny und ich sind auf dem Harzer Grenzweg gewandert. Der Mann hatte leider nicht mehr genug Urlaub und musste zu Hause bleiben.

Wir haben fertig gepackt.

 

Das Gepäck haben wir wie im Sommer wieder transportieren lassen - das ist einfach zu praktisch, so konnte ich z.B. Fleischdosen für Kenny einpacken.
Am Anreisetag (Montag) sind wir in Bad Harzburg durch den Wald spaziert, aber aufgrund meiner schlechten Vorbereitung nur FAST bis zum Radauwasserfall gegangen... Trotzdem war es hübsch im Wald. Neblig.

 

 

20. Oktober 2015: 1. Etappe Bad Harzburg – Brocken (ca. 13 km)

 

 

Aufgestanden sind wir morgens gegen 7 oder halb 8, je nachdem, wann es in dem Hotel Frühstück geben sollte. Vor dem Frühstück war ich mit Kenny immer eine kurze Runde draußen. Nach dem Frühstück musste ich dann nur noch kurz zusammenpacken und dann konnten wir schon los. Das war immer so zwischen 9 und halb 10.

Heute Morgen war es wieder genauso neblig wie gestern Nachmittag. Es sah immer noch toll aus im Wald und wirkte alles irgendwie mystisch. Das Auto konnte nicht auf dem Hotelparkplatz stehen bleiben, weil sie noch einmal voll ausgebucht waren. Aber in Bad Harzburg gibt es ja diesen großen (kostenlosen) Touri-Parkplatz. Dort ließen wir das Auto stehen und gingen los. Auf dem Parkplatz fragte ich einen älteren Mann, der Kenny angelockt hatte und mir dann vom Labbi seiner Nachbarn erzählt hatte, nach dem Weg über die Ettersklippen Richtung Molkenhaus. Er meinte, er würde mir den Weg nicht empfehlen, der sei „schmauchig“, wenn es geregnet hatte. Wir sind dann aber trotzdem dort entlang gegangen.

Es nieselte, war eigentlich nicht soo warm (7°C meinte mein Auto) und trotzdem merkte ich schon beim ersten Anstieg (der kam sofort nach dem Losgehen), dass ich viel zu warm angezogen war. So landete mein Pullover schon mal im Rucksack. Der Weg zu den Klippen rauf war ok. Wir kamen am Molkenhaus vorbei. Dann ging unser Weg über eine sehr neblige Wiese Richtung Wald und runter zur Ecker. Der Weg an der Ecker war schön und dort waren wir dann ja auch auf dem Grenzweg angekommen. Anschließend ging es bergauf und ein Stück auf einer Straße lang bis zur Staumauer der Eckertalsperre. Dort war es ein bisschen gruselig, denn es sah aus als führte die Brücke ins Nichts. So ähnlich wie bei Indiana Jones.

Nach einer Weile kamen wir an der Rangerstation Scharfenstein vorbei. Anschließend ging es auf dem Hirtenweg weiter. Wir sind dort schon mal hochgewandert, aber ich hatte vergessen, wie steil der war. Weiter oben wurde es kälter und der Nebel wurde noch dichter.

 

Als wir gegen 14 Uhr oben auf dem Brocken waren, sind wir noch nach rechts abgebogen und eine halbe Runde auf dem Rundweg gegangen, an der Teufelskanzel, dem Hexenaltar und der Bahnstation vorbei.
Dann haben wir im Brockenhotel die Rezeption gesucht. Das war nicht so einfach, weil Hunde nicht in den Fahrstuhl dürfen und die Treppe nicht benutzt werden soll (da steht Not-Treppenhaus oder sowas dran) und ich habe nirgendwo ein Schild "Rezeption" gesehen. Ich fragte dann den Mann im Andenkenladen, da durfte der Hund aber auch nicht mit rein. Egal, der Mann war nett und hat uns mit dem Fahrstuhl nach oben geschickt. Die Rezeption ist nämlich in der 1. Etage.

Unser Zimmer war dann im Nebengebäude. Nachdem ich die Heizung raufgedreht und kurz Pause gemacht hatte, war ich im Brockenhaus. Als wir die letzten beiden Male auf dem Brocken waren ging das nämlich nicht, weil Hunde dort nicht mit reindürfen. Aber jetzt konnte Kenny ja im Zimmer bleiben.
Als ich vom Brockenhaus zurück kam, war dann unser Gepäck auch in der Rezeption angekommen - jetzt kannte ich ja den Weg. Etwas später war ich dann nochmal kurz mit Kenny draußen, das Final von einem Multi-Cache suchen (und finden).

Spät abends war es draußen neblig und dunkel und nachdem ich ein paar Mal über Steine gestolpert bin, sind wir nur einmal Richtung Bahnhof und wieder zurück gegangen, da war zumindest ein bisschen Beleuchtung.

 

 

21. Oktober: 2. Etappe Brocken – Braunlage (ca. 14 km)

 

 

Ich fand es cool, morgens auf dem Brocken aufzuwachen. Beim ersten Spaziergang haben wir niemanden getroffen. Entweder war um halb 8 außer uns wirklich niemand unterwegs, oder es lag am Nebel, dass wir ganz allein waren. Aber ganz kurz verzog sich der Nebel und wir konnten sogar den Funkturm sehen. Als ich fotografiert hatte, rollte aber schon die nächste Nebelwand heran.

Frühstück gab es nebenan im Hotel (wir haben ja im Nebengebäude gewohnt). Ein Lunchpaket bekam ich auch jeden Tag. Bei diesem hier musste ich über den Schierker Feuerstein grinsen, den gab es nur auf dem Brocken dazu.
Heute Morgen habe ich dann auch festgestellt, dass wir einen besonderen Ausblick aus dem Zimmerfenster hatten, nämlich auf den Gipfelstein. Das war gestern ja überhaupt nicht zu sehen gewesen. Wir sind beim Losgehen natürlich auch nochmal am Gipfelstein vorbeigegangen.

Unser Weg führte den nebligen Goetheweg runter. Ab dem Goethebahnhof folgten wir dem Kolonnenweg und hatten ab dort viel bessere Sicht. Mittags bekamen wir sogar kurz mal die Sonne zu sehen.
Oft war der Weg weit einzusehen und ab hier waren wir auch wieder fast allein unterwegs. Bis zum Dreieckigen Pfahl (er markierte früher die Grenze zwischen dem Königreich Hannover und dem Herzogtum Braunschweig) kamen uns (gefühlte) Massen an Menschen entgegen, die natürlich alle auf den Brocken wollten. Es war sehr schön, dass es dann wieder einsamer wurde, als wir links abbogen und dem Kolonnenweg weiter folgten.


Wir gingen am Wurmberg vorbei und konnten die Schanze sehen. Wir sind aber nicht raufgegangen, weil von der Seite, wo wir kamen, nur sehr viele Treppenstufen oder ein Weg, auf dem mit „Monsterrollern“ gefahren wurde, hochführten. Außerdem waren wir auch gerade den Winterberg raufgekommen und ich hatte nicht die meiste Lust auf noch eine Steigung.
Wir kamen an einem Gedenkstein zur Wiedervereinigung an der B 27 zwischen Braunlage und Elend vorbei.
Den letzten Rest der Strecke nach Braunlage (2 oder 3 km) gingen wir auf der Brockenumgehung des Harzer Hexenstiegs. In Braunlage selbst kamen wir an der Seilbahnstation und der Eishalle vorbei, so dass ich mich gut orientieren konnte. Wir waren ja im Sommer schon mal hier gewesen, allerdings in einem anderen Hotel. Trotzdem wusste ich deswegen, wo das jetzige Hotel sein sollte.
Als wir abends nochmal draußen waren, war in der Eishalle offensichtlich Disco. Jedenfalls wurde unser Weg von bunten Lichtern beleuchtet und mit Musik begleitet. Als wir aus dem Hotel kamen, spielten sie gerade „Forever young“. Ich mag das Lied. :-)

 

 

22. Oktober: 3. Etappe Braunlage – Hohegeiß  (ca. 16 km)

 

 

 

Kurze Hunderunde und Frühstück wie immer. Zurück zum Grenzweg sind wir durch den Kurpark und den Wald gegangen. An der Brücke über den ehemaligen Grenzfluss Bremke haben wir das Bundesland gewechselt und sind in Sachsen-Anhalt weitergewandert. Der Weg war zunächst geschottert, aber dann ging er wieder als Kolonnenweg weiter. Dort haben wir auch das erste Schild „Harzer Grenzweg“ gesehen.

Rechts vom Weg war heute ein langer Wiesenstreifen. Wir haben u.a. ein Erinnerungsschild für zwei durch Minen getötete Menschen gesehen (1964 und 1966) - an einem anderen Tag auch ein Schild mit einer Warnung, dass es immer noch Minen geben könnte und dass die Wege nicht verlassen werden sollen. Ich hab das zwar vorher gewusst, dass die Grenze zeitweise vermint war, aber das Ausmaß, die Brutalität und der betriebene Aufwand dieser sogenannten „Grenzsicherung“ ist mir jetzt erst etwas deutlicher geworden.
Der Weg führte später etwas merkwürdig an einer Bundesstraße entlang, wobei wir uns einmal kurz verlaufen hatten. Anschließend gingen wir einen Wiesenweg entlang, bei dem ich mich auch längere Zeit fragte, ob das wohl wirklich der richtige Weg sein kann – da gab es natürlich weit und breit erstmal kein Schild. Aus meiner Karte und auf dem GPS war es auch nicht eindeutig zu erkennen. Wir waren dann aber doch richtig.
In der Nähe von Sorge bog unser Weg nach rechts ab und wir kamen zum Freilandgrenzmuseum. Dort gibt es alle „Grenzeinrichtungen“ noch an den Originalplätzen, z.B. den Grenzsignalzaun mit Hundelaufanlage und den Kolonnenweg mit Beobachtungsturm.
Wir waren im „Ring der Erinnerung“ – er ist ein kreisförmiges Naturdenkmal aus aufgeschichtetem Totholz, die ehemalige Grenze führte durch die Mitte des Rings hindurch. Es sind noch Säulen des Grenzzaunes zu sehen. Vom Totholz ist nicht mehr viel zu sehen, es sind neue Pflanzen gewachsen. So soll das Denkmal u.a. den Kreislauf des Lebens und auch die Vergänglichkeit von Grenzen symbolisieren.

Unser Weg führte weiter bis nach Hohegeiß. Da haben wir die Geiß gefunden und der Nebel war auch wieder da.

 

23. Oktober 2015: 4. Etappe Hohegeiß – Walkenried (ca. 18 km)

Beim kurzen Morgenspaziergang schien heute die Sonne. Juchuh!
Da es gestern fast den ganzen Tag genieselt hatte (nicht schlimm, aber lästig), hat mich das sehr gefreut. Mal ohne Kapuze durch die Gegend gehen.

Nachdem wir Hohegeiß verlassen hatten, kamen wir schnell wieder auf den Grenzweg und am "Brockenblick" vorbei.

 

 

 

Der Weg heute war teilweise ganz schön zugewachsen. Am Drei-Länder-Stein grenzen Sachsen-Anhalt, Thüringen und Niedersachsen aneinander. Ich bin mir nicht (mehr) ganz sicher, aber sehr wahrscheinlich stehe ich auf dem Bild in Sachsen-Anhalt, Kenny sitzt in Thüringen und rechts von mir ist Niedersachsen.


Dann sind wir am Jägerfleck falsch abgebogen und anstatt eines Waldweges den Kolonnenweg langgegangen. Eigentlich war das nicht schlimm, weil er als Grenzbegleitungsweg natürlich in die richtige Richtung führte. Aber hier hatte der Kolonnenweg noch besonders viele tiefe Löcher, so dass ich Kenny ständig daran hindern musste, wieder auf den Weg zu kommen. Ich hatte wirklich Angst, dass er in so ein Loch tritt und sich verletzt. In der Mitte sieht es zwar aus wie ein normaler Grasstreifen, ist aber auch so eine Betonplatte mit Löchern drin, die eben auch nur teilweise zugewachsen sind. Wir sind dann also neben dem Weg im hohen Gras gegangen, was nervige durchgeweichte Schuhe und nasse Füße zur Folge hatte. Diese Löcher gab es auch an einigen anderen Stellen auf dem Kolonnenweg, aber hier fand ich es am schlimmsten.


Dann kam ein sehr schöner Wegabschnitt durch den Wald.
Wir haben dort auch mehrere Grenzpfähle gesehen. Ich hab erst später (im Grenzlandmuseum in Tettenborn) verstanden, wie diese Grenzpfähle ansortiert waren und dass diese schwarz-rot-gelben Pfähle gar keine wirklichen Grenzpfähle waren, weil sie schon 5 m auf dem Gebiet der ehemaligen DDR standen. Man sieht es später auf dem Bild an der Zwei-Länder-Eiche nochmal ganz gut. Der Mensch im Museum hat erklärt, dass die umgesetzt wurden, weil diese Metallschilder damals geklaut wurden und so waren die "Diebe" ja schon auf dem Territorium der DDR und man konnte sie als Grenzverletzer betrachten.


Unser Mittagspausenplatz war heute mit schöner Aussicht in Richtung Thüringen auf einer Bank in der Sonne. Die einzige Pause im Sitzen während dieser Wanderung. Ansonsten habe ich unterwegs immer im Stehen bzw. im Weitergehen gegessen, weil es mir zum Sitzen entweder zu nass oder zu kalt war.
Auf dem Weg kamen wir an der Wendeleiche vorbei – eine große Eiche, die über eine Wendeltreppe, die zu einer Aussichtsplattform führte, begehbar war. Da sie im Grenzgebiet lag, konnte sie in dieser Zeit nicht besucht werden und die Treppe und die Plattform verfielen. Reste der Wendeltreppenbefestigung sind am Baum noch zu sehen. Dann führte der Weg weiter zur Zwei-Länder-Eiche. Diese Eiche mit ihren zwei Stämmen und der gemeinsamen Wurzel steht genau auf der Grenze zwischen Niedersachsen und Thüringen, links die niedersächsische Hälfte des Baumes, rechts die thüringische.
Kurze Zeit später am „Spitzen Winkel“ trafen wir wieder auf den Kolonnenweg und folgten ihm durch den Wald und aus dem Wald heraus über Felder bzw. Wiesen auf dem Weg nach Walkenried

Die Sonne zeigte sich nochmal und die Farben der herbstlichen Landschaft waren gleich noch viel intensiver zu sehen. Bald darauf kamen wir in Walkenried an. Dort gibt es ein altes Kloster, das zum Unesco Weltkulturerbe gehört. Wir haben in Walkenried im Jagdschloss gewohnt, was sowohl von innen als auch von außen einen wirklich schlossartigen Eindruck machte. 

 

 

 

24. Oktober 2015: 5. und letzte Etappe: Walkenried – Bad Sachsa (über Tettenborn, ca. 11 km - eigentlich )

 

Unser Weg verlief heute nicht mehr direkt auf der Grenze entlang, sondern zunächst an den ehemaligen Fischteichen des Klosters vorbei. Dabei gingen wir auf dem sehr schönen Höllstein-Klippenweg entlang. Kenny hat in diesem Gebiet bei einem Geocache einmal wirklich gut aufgepasst. Ich hatte nämlich zum Eintragen ins Logbuch meine Handschuhe ausgezogen und auf den Boden gelegt. Da ich sie an den anderen Tagen nicht gebraucht hatte, hätte ich sie dort vergessen, wenn er sie nicht apportiert hätte. Braver Hund!

 

Vom Sachsenstein hätten wir ohne Nebel sicherlich einen schönen Ausblick gehabt. Nach einem kurzen Besuch beim historischen Gipsbrennofen und einem kurzen Abstecher auf einem falschen Weg, haben wir den richtigen Weg wiedergefunden - um uns kurz darauf schon wieder zu verlaufen. Wir sind in einem Sackgassen-Steinbruch gelandet, konnten dann aber doch recht schnell den richtigen Weg nach Tettenborn finden. Dort ist ein kleines, aber sehr interessantes Grenzlandmuseum. Hunde dürfen mit hinein und drinnen geben ehrenamtliche Mitarbeiter fachkundige Erläuterungen zu den Ausstellungsstücken.


Anschließend führte unser Weg nach Bad Sachsa. Eigentlich sollten es ja heute nur 11 km werden, aber es wurden dann doch eher 15 km, weil wir nicht zweieinhalb Kilometer an einer Landstraße ohne Radweg entlang gehen wollten. In Bad Sachsa wohnt jemand aus meiner Verwandschaft, so dass wir uns dort zum Kaffee verabredet hatten. Es gab leckere Torte. Kenny hat derweil am Klavier geschlafen. Der Kater des Hauses musste so lange im Keller verweilen...
Heute war ja schon die letzte Etappe, deswegen lag beim Gepäck die Notiz, dass wir morgen um 9.15 Uhr abgeholt werden sollten und zusätzlich noch zwei Wanderurkunden für Kenny und mich.

 

Mein Fazit der Tour:

Der Harzer Grenzweg ist eine landschaftlich schöne, sowohl abwechslungs- als auch lehrreiche Wanderung.

Über die innerdeutsche Grenze mit ihrer Geschichte hatte ich zwar vorher vieles theoretisch gewusst, es ist aber doch anders, dasselbe nochmal an Ort und Stelle zu lesen und Teile davon noch zu sehen. Und das waren nur 72 von knapp 1400 km.

 

Die Beschilderung des Weges ist nicht an allen Stellen perfekt, der Weg hat einige knackige Steigungen - nicht vergessen, wir kommen aus der flachen Südheide - aber weite Strecken des Weges konnten wir jetzt im Herbst ungestört und einsam genießen. Ich weiß nicht, ob das im Sommer auch so wäre. Die Brockenübernachtung war trotz des Nebels natürlich ein besonderes Erlebnis.

Zwischendurch habe ich mal gedacht, das Wandern ist gerade ein bisschen so, wie ein gutes Buch zu lesen. Natürlich will ich es immer weiter lesen und beenden – auch, weil ich wissen möchte, was noch alles passiert und wie es ausgeht. Trotzdem weiß ich schon während des Lesens, dass ich es vermissen werde, weiterzulesen, weil ich es ja gerne lese und dass ich mir dann am Ende noch einige Kapitel mehr wünschen werde. Aber vielleicht gibt es dann ja später eine Fortsetzung.

 

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